Bikepacking Abenteuer: Stoneman Arduenna

Fahrrad vor einer Sitzgruppe

Die Tour

Im Zeitplan abfahrbereit

Am Donnerstag Nachmittag des 02.09.2021 war es so weit. Der Hänger wurde mit den Rädern beladen. Die Packtaschen verschwanden im Kofferraum meines Autos. Eine Eurobox mit einer voll ausgestatteten Fahrradwerkstatt ebenfalls. Gegen 16:00 Uhr setzte sich das Gespann dann in Bewegung…

Der Vorabend der Schlacht

Etwa zwei Stunden und 170km später erreichten wir den Campingplatz Bütgenbach. Nachdem man uns vorab mitgeteilt hatte, dass die Campingplätze wegen des vorangegangenen Regens in schlechtem Zustand seien, hatten wir mit schlimmerem gerechnet.

Bei bestem Wetter: Die Zelte stehen.

Wir fanden problemlos trockene Stellen auf unserem großzügig angelegten Platz mit partiellem Seeblick und konnten unsere Zelte schnell aufbauen. Wir entluden und montierten noch die Räder und unterzogen sie einem letzten Check, um anschließend eine Henkersmahlzeit bei einer Pizzeria im nahegelegenen Ort zu uns zu nehmen. Wir wussten noch nicht, wie lange diese uns als Grundlage dienen musste…

Etappe 1: Bütgenbach nach Ouren

Wir erwachten am nächsten Morgen mehr oder minder erholt. Das Wetter war immer noch hervorragend, jedoch war die Luft nachts so feucht, dass Räder, Zelte und Boden regelrecht durchweicht waren.

Feuchte Luft machte das Leben etwas ungemütlich

Nachdem die Zelte notdürftig getrocknet und verpackt waren und der erste Kaffee vom Campingplatzbistro verzehrt war, setzten wir uns gegen 10:30 Uhr in Bewegung. Frühstücken wollten wir bei nächster Gelegenheit bei einem Bäcker oder Ähnlichem.

Die erste Etappe mit 75km und 1400 Höhenmetern lag vor uns. Und wir bekamen gleich einen kleinen Vorgeschmack auf das was uns erwartet: Nach etwa 800m bogen wir auf ein recht steiles Stück mit weichem Waldboden und vielen Wurzeln. Bergauf, freilich. Unsere kalten Muskeln beschwerten sich erstmals, und wenn das Hinterrad auf einer nassen Wurzel wegrutscht und man Vortrieb verliert, muss die Fahrt unterbrochen werden. Ein Anfahren ist mit der Beladung unter diesen Bedingungen nicht möglich, so musste jeder von uns zwischendurch ein paar Meter schieben. So überwanden wir die ersten 30 Höhenmeter mit einem ersten Knacks in unserer Moral.

Das schöne am Mittelgebirge ist: Nach jedem auf folgt irgendwann ein ab. So verwandelten wir unsere gesammelte potentielle Energie in eine netten Abfahrt durch den Wald.

Das ist die Schlammschlacht in den Ardennen

Björn, in irgendeiner Pfütze

Das blöde am Mittelgebirge ist: Nach jedem ab folgt irgendwann ein auf. Leider dauert auf immer ein vielfaches länger als ab, sodass man schnell den Eindruck bekommt es herrscht ein Ungleichgewicht. Ein Blick auf das Höhenprofil am Garmin GPS holt einen schnell zurück in die Realität: Nach etwa zwei Stunden Fahrzeit waren 17km geschafft, 250m Höhenmeter haben wir überwunden, 200 davon aber auch schon wieder „abgebaut“. Wir hatten die Hoffnung, die Sonne würde den schlammigen Waldboden bald etwas trocknen und damit den Rollwiderstand verbessern.

Das Wetter hätte besser nicht sein können.

Auf solchen Touren lernt man sein Rad kennen. Robin hat von seinem überlangen Schutzblech am Vorderrad immer profitiert, das hält wirklich ne Menge Schmutz vom Fahrer weg. Nach unserer Testfahrt sah ich aus als wäre ich in ne Güllegrube gefallen, während Robin einfach nur nass war. Bei dem holperigen Waldboden zeigte sich jedoch die Kehrseite der Medaille: Es schlug bei jeder kleinen Bodenwelle von unten an den Rahmen und verursachte dadurch ein nervtötendes Klappern. Nach zwei Stunden war klar: Da muss was passieren. Kurzerhand wurde zum Leatherman gegriffen und das Corpus Delicti eingekürzt. Das nun lose Reststück wurde mittels Spanngurt auf dem Gepäckträger befestigt und schützte so zumindest noch von hinten. Manchmal sind eben kreative Lösungen gefragt.

Feldmodifikation der Ausrüstung

Hinter uns lagen inzwischen einige Steigungen zwischen 40 und 80 Höhenmetern am Stück. Die besonders fiesen Steigungen bekamen von uns stets die Bezeichnung „Gurken“… Vielleicht nannten wir sie auch anders… Bleiben wir hier aber lieber bei Gurken.

Nach 24km und 340 positiven Höhenmetern erreichten wir, auf dem Gipfel einer kleinen aber fiesen Gurke mit einer Steigung von teils 15%, etwa um 13:45 den ersten Checkpoint : Herresbach.

Ein tolles Gefühl, sein erstes Loch in das mitgeführte Kärtchen stanzen zu dürfen. Auf dass noch sieben weitere folgen.

Bis dahin lagen wir nicht so schlecht in der Zeit, dachten wir. Uns war jedoch klar, dass der Löwenanteil der Höhenmeter noch vor uns liegen würde.

Inzwischen hatten wir einen Rhythmus gefunden, und es zeigten sich auch bereits die gravierenden Unterschiede zwischen den Hardtails mit Gepäck am Rad und dem Fully mit Gepäck am Fahrer:
Unsere Hardtails waren träger, rappelten und rumpelten und regelmäßig mussten wir den Sitz der Gepäcktaschen korrigieren, da sie aus der Verankerung hopsten. Das extreme Gewicht der Räder machte ein Bergauf schieben zu einer kräftezehrenden Angelegenheit, sodass wir bis zum versagen der Oberschenkel auf dem Rad blieben. Ein Anfahren an Steigungen >10% war nur mit Hilfe möglich. Letztlich konnten Robin und ich, dank wirklich guter Gewichtsverteilung des Gepäcks durch die Lenkertaschen, aber fast jede Steigung fahrend bewältigen.

Björns Fully-Rucksack Kombination hat sich schnell als ungünstiger erwiesen. Das Rad war zwar erheblich wendiger und hörte sich vertrauenerweckender an, durch fehlendes Gewicht am Vorderrad waren steile Steigungen jedoch viel problematischer zu fahren als mit den bepackten Rädern. Björn musste daher viel früher als wir absteigen, konnte sein viel leichteres Rad aber auch deutlich souveräner schieben.

Nun folgte ein Teilstück, welches wirklich an der Motivation genagt hat. 32km und 770 Höhenmeter verteilt auf sieben Gurken mit bis zu – unter diesen Bedingungen unfahrbaren – 18% Steigung: Die Gurkenkaskade.

UAAAAAAAARRRRGHHH!

Bene, um das Versagen des Quadrizeps noch einige Meter hinauszuzögern

Gurke um Gurke quälten wir uns hinauf. Wir haben entschieden, Pausen nur vor Bergab-Stücken einzulegen. Wenn man während der Regeneration auf die nächste Steigung schaut geht sie irgendwie nur halb so schnell und dauert dadurch doppelt so lange. Also quälten Robin und ich uns fahrender weise die Gurken hinauf, Robin stets etwas schneller als ich (sein größtes Ritzel hat 36 Zähne, meines 42, dadurch kann ich etwas langsamer und kraftschonender fahren), Björn stieg immer mal wieder auf die „Bike & Hike“ Technik um. In kurvigen Waldstücken haben wir uns dadurch schnell aus den Augen verloren, was besonders für Björn ziemlich deprimierend war: Aus seiner Sicht haben wir nach den Steigungen ewig auf ihn warten müssen. Was er nicht wusste: Wir waren nicht viel schneller als er. Meist kam ich etwa eine Minute nach Robin oben an, nach zwei weiteren Minuten kam Björn. Nun ist es aber nicht so, dass Schieben weniger anstrengend ist als fahren. Dadurch war irgendwo bei der fünften Gurke Björns Motivation so weit herabgesetzt, dass er als Erster vor der Kapitulation stand. Leider – nein, zum Glück – gab es keine Möglichkeit zu kapitulieren. Wir hatten den point of no return überschritten und mussten unser Tagesziel erreichen.

Ein weiteres, nicht unerhebliches Problem war der Bäcker, bei dem wir frühstücken wollten. Den gab es nämlich nicht. Insgesamt gab es auf der Etappe eigentlich gar nichts, wo man Nahrung hätte aufnehmen können, und der Vorrat an Energieriegeln neigte sich dem Ende. Bei einer Recherche fand Robin eine Total Raststätte, die fast direkt an der Strecke lag. Somit hatten wir immerhin ein Ziel vor Augen.

Unterwegs ereilte Björn dann noch ein Platten. Er versuchte es erst mal mit Pumpen – das schien das Problem wider Erwarten auch gelöst zu haben. Ich konnte mein Werkzeug wieder einpacken.

Angekommen an der Total Raststätte erwartete uns nach kurzer Freude über das bevorstehende Frühst… äh, Abendessen, der nächste Motivationsdämpfer: Mein Portemonnaie war nicht mehr dort, wo es hingehörte. Die Tasche, aus der ich das Werkzeug zur Plattenbehebung kurz entnommen hatte, war einen Spalt offen und mein ziemlich flaches Portemonnaie mit Karten und weiteren wichtigen Dokumenten war nicht mehr dort, wo es definitiv verstaut war. Ich musste es auf dem Weg verloren haben.

Es musste eine unangenehme Entscheidung getroffen werden: Zurück fahren und suchen: Wenig Erfolgsaussicht, Befahren des Trails in die falsche Richtung und Abbruch der Tour in der Folge, da unser Tagesziel nicht mehr erreicht werden kann. Oder die Klärung des Problems auf das Ende der Tour vertagen. Ich entschied mich (es war schließlich mein Portemonnaie) für Variante zwei. Eine Kreditkarte hatte ich noch in einer anderen Tasche, sodass ich auch nicht auf Alimente meiner Mitfahrer angewiesen war (diese haben mir übrigens das Gefühl gegeben, jede Entscheidung klaglos mitzutragen, auch wenn ich weiß wie schmerzlich ein Abbruch der Tour für alle Beteiligten gewesen wäre. Ein Dank dafür an dieser Stelle!). Nana hat für mich von zu Hause aus die wichtigsten Karten gesperrt und ich habe versucht das Problem erstmal zu verdrängen.

Das Essen war für Raststättenverhältnisse ziemlich gut und man konnte sogar ganz nett auf der Rückseite des Gebäudes draußen sitzen. Leider waren die „Nudeln mit Käsesauße“ sehr gorgonzolalastig – nicht jedermanns Sache, aber dennoch eine Wohltat.

Als wir uns wieder auf den Weg machten war es kurz vor 19:00 Uhr. Es lagen noch 23km und 370 Höhenmeter vor uns, aufgeteilt auf zwei richtig fiese Gurken von einmal etwa 125 und einmal etwa 185 Höhenmeter – dazwischen etwas auf und ab. Für diese Strecke hatten wir etwa drei Stunden, bis dahin musste der Campingplatz erreicht sein – viel Pause konnten wir uns also nicht mehr erreichen.

Auf der ersten Gurke war auf dem GPX Track ein Wegpunkt mit „Wasser“ eingezeichnet. Dabei handelte es sich um einen Friedhof, bei dem man wohl Wasser holen durfte. Wir haben die Gelegenheit genutzt, und jeder, der dort ankommt, wird vermutlich dankbar dafür sein, da buchstäblich eine lange Durststrecke hinter einem liegt (selbst an der Total gab es nur warmes fließendes Wasser). Kurz darauf erreichten wir den Checkpoint Maspelt – den letzten für diesen Tag. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, und die Zielgurke lag noch vor uns.

Der letzte Checkpoint des Tages: Maspelt

Diese erstrampelten wir bei Dunkelheit, dankenswerter Weise auf einem breiten Waldweg. Bergab ging es dann nur vorsichtig voran, da unsere StVZO konformen Fahrradscheinwerfer im Wald nur für mäßige Ausleuchtung sorgten und die feuchte, kalte Abendluft den Waldweg wieder stark aufgeweicht hat. Die letzten paar Kilometer führten dann noch über einen schmalen, sehr matschigen Trail durch den Wald, der an einer kleinen Furt durch einen Bach endete. Nachdem wir diese durchquert hatten, erreichten wir ziemlich unmittelbar die ersten Lampions uns konnten in der Ferne Stimmen hören. Es war zwanzig nach neun, wir hatten den Campingplatz „International“ Ouren erreicht.

Wir hatten es geschafft. Diese Gefühl entschädigt für alle Zweifel und Schmerzen auf dem Weg. 73km, 1410 Höhenmeter, sechseinhalb Stunden Fahrzeit, zehneinhalb Stunden Gesamtzeit.

Das Höhenprofil der Etappe 1

Etappe 2: Ouren nach Malmedy

Unser Lager nach der ersten Etappe

Die Nacht war durchaus erholsam. Entgegen unserer Befürchtung hielten sich Schmerzen nach den Strapazen am Vortag in Grenzen und wir waren optimistisch, die zweite Etappe, welche vom Anspruch her ähnlich war wie die erste, auch zu schaffen. Aus dem Fehler vom Vortag gelernt haben wir uns aber vor der Abfahrt ein Frühstück auf dem Campingplatz gegönnt. Es gab alles was das Herz begehrt zu einem wirklich fairen Preis.

Grundlage für die zweite Etappe

Gegen viertel vor 11 (morgens kam keiner von uns so recht aus dem Quark) machten wir uns wieder auf den Weg.

Nach ca. 3km erreichten wir den geografisch tiefsten Punkt der Etappe (333m), dem sich unmittelbar die erste Gurke anschloss. 170 Höhenmeter auf 4km Strecke wollten überwunden werden, wir benötigten etwa 55 Minuten. Nach der Abfahrt folgten zwei weitere (140 und 125hm), bis wir bei Etappenkilometer 18 die Burg Reuland erreichten. Das Zeiteisen zeigte bereits 13:50 Uhr an, sodass nicht viel Zeit für einen Aufenthalt blieb.

Burg Reuland

Als wir knappe 16km Strecke und 450 Höhenmeter (mit einigen heftigen und langen Steigungen um 16%) später die Etappenmitte in Sankt Vith erreichten war es bereits 16:40 Uhr. Die Stimmung war am Boden, der eine oder andere war überzeugt davon, dass wir das Etappenziel nicht mehr erreichen können. Da auch der Hunger an der Laune zerrte entschieden wir, erst etwas zu essen und eine mögliche Entscheidung für einen Abbruch danach gemeinsam zu treffen.

Wir setzten uns in den Außenbereich eines sehr hübschen Restaurants und bestellten uns jeweils eine Portion Toast. Ich entschied mich für ein Toast „Fromage Veggie“, in der Speisekarte stand es sei gefüllt mit einer „Variation aus Käse Käse & Käse“. Meine Mitfahrer wählten andere Variationen, aber was uns serviert wurde brachte uns umgehend wieder zurück ins Leben:

Die Rettung

Plötzlich erschien der Rest der Etappe gar nicht mehr unerreichbar und gegen 18:10 Uhr machten wir uns deutlich optimistischer auf den Weg in die zweite Etappenhälfte.

Eine gute Entscheidung! Die restlichen 33km hatten nur noch 450 Höhenmeter (die erste Hälfte hatte 950) und die Steigungen waren deutlich moderater. Unterwegs konnten wir noch den Campingplatz erreichen und uns wurde versichert, dass bis 23 Uhr jemand vor Ort sei und wir bis dann anreisen können.

Zwischendurch gab es aber auch noch böse und lange Steigungen. Als wir auf einer davon auf halber Höhe stehen bleiben mussten sahen wir, wie sich von unten zwei Fahrer näherten, die an Kleidung und Muskulatur eindeutig als „Gold“ Fahrer erkennbar waren, also vermutlich die Tour an einem Tag machten. Erst schauten wir etwas neidisch, dass die beiden offenbar nicht so kämpfen mussten wie wir. Bis einer der Beiden vom Rad sprang, sich auf den Boden warf und vor Schmerz schrie und seinen Oberschenkel hielt. Wir vergewisserten uns, dass es nichts ernstes ist, es handelte sich „nur“ um einen Krampf. So sehr ich mit dem armen Mann mitfühlte gab es uns jedoch ein bisschen Optimismus: Nicht nur wir kämpfen hier. Es ist für alle eine Herausforderung.

Eine Brücke irgendwo im Wald

Um 22:05 Uhr hatten wir es tatsächlich geschafft. Nach 11:18h, davon 6:31h in Bewegung, 67km und 1405 Höhenmetern hatten wir den Campingplatz erreicht. Nach ein oder zwei Bier in der dortigen „Taverne“ und einer herrlichen Dusche sind wir dann auch ins Bett gefallen. Etappe drei lag vor uns und die war angsteinflößend…

Höhenprofil der Etappe 2

Etappe 3: Malmedy nach Bütgenbach

Etappe drei war die mit Abstand kürzeste. Sie bestand zum Großteil aus einer Einzigen Steigung, 330 Höhenmeter galt es zu überwinden um den höchsten Punkt Belgiens im hohen Venn zu erreichen. Da diese Steigung auf dem Höhenprofil des Stoneman deutlich heraussticht und ziemlich einschüchternd aussieht haben wir sie die „Endgurke“ getauft und viel Zeit dafür einkalkuliert…

Da wir aber wieder getrödelt und gefrühstückt haben kamen wir erst um 11:20 Uhr los. Unsere Deadline um den Stoneman abzuschließen war 18:00 Uhr, dann schließt die Rezeption am Campingplatz in Bütgenbach und danach hätten wir keine Möglichkeit mehr gehabt „auszuchecken“.

Was wir aus den letzten Tagen bereits gelernt hatten war, dass die Höhenmeter allein nicht das Problem sind, sondern besonders wegen des schweren Gepäcks vor Allem die Steigung. Und dadurch wurde die Endgurke zu einem angenehmen Gürkchen, was mit moderater Steigung von überwiegend unter 5% auf einer Strecke von ca. 13km zwar anstrengend war, wir jedoch schnell unseren Rhytmus gefunden haben und sie relativ locker und vor allem zügig absolviert haben. Um 13:15 Uhr standen wir gemeinsam auf dem Turm, den man auf den höchsten Punkt Belgiens gebaut hat, damit das Land die 700m Marke knackt. Dort war uns klar: Wir werden es schaffen. Der Rest ist Kosmetik.

Zunächst lagen über 6km Bergab vor uns. Da wir uns jedoch etwas zu Essen verdient hatten, das Restaurant am höchsten Punkt des Landes jedoch ziemlich voll war, haben wir auf der Karte eine Einkehrmöglichkeit gesucht. Auf gut Glück sind wir eine Brauerei angefahren und haben zufällig „Peak Beer“ gefunden. Eine Brauerei im hohen Venn, wunderschön gelegen mit einem tollen Außenbereich. Wir haben uns ein selbstgebrautes Bier und eine Schinken-Käse Platte gegönnt. Die Preise waren gesalzen, aber das war gerade egal. Es war perfekt.

Gegen 14:15 Uhr machten wir uns auf den Weg, die restlichen 21km noch abzureißen. Es gab kaum nennenswerte Steigungen und insgesamt nur noch 350 Höhenmeter zu absolvieren. Als wir in Bütgenbach das letzte Loch in unsere Karte gestanzt haben brachen wir derart in Jubel aus, dass Passanten uns amüsiert beäugten und sich mit uns gefreut haben. Es war geschafft.

Die letzten paar Kilometer zum Campingplatz waren keine Herausforderung mehr und um 16:38 Uhr erreichten wir die Rezeption. Nach 37km, 685hm, 05:15h davon 03:25h in Bewegung. Die Endgurke war besiegt. Viel früher als befürchtet nach einer tatsächlich entspannten letzten Etappe. Zwischendurch hatten wir alle mehr oder weniger gezweifelt, dass dieser Moment so passieren würde.

Voll mit Schweiß, Schlamm und Schrammen, aber Glücklich!

Fazit

Bronze. Das ist das quasi offizielle Ergebnis, da wir die Tour in drei Tagen absolviert haben. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Für uns ist es Gold. Mindestens. Nicht nur, weil wir die Tour mit Gepäck gemacht haben, das zumindest in meinem Fall 50% meines Körpergewichts wog. Sondern vor Allem, weil wir nicht aufgegeben haben, obwohl wir es zwischendurch gekonnt hätten. Wir haben das Ding durchgezogen und dafür gelitten. Wir haben als Hobbyfahrer genauso gekämpft wie die Profis, die einen Tag gebraucht haben (und unseren Respekt haben!).

Viele der Fahrer, die wir unterwegs trafen, sprachen uns mit Bewunderung auf unser Gepäck an. Insgesamt trafen wir eigentlich nur nette Menschen unterwegs. Viele Wanderer feuerten uns an, wenn wir auf einer irren Steigung im Schneckentempo an ihnen vorbei fuhren, das war toll. Wenn wir Pause machten fragen auch viele der anderen Fahrer ob wir ein Problem haben, sie helfen können. Insgesamt war die Stimmung einfach freundlich.

War es eine kluge Entscheidung, den Stoneman als Bikepacking-Tour zu fahren? Nein. War es eine gute Entscheidung? Ja! Würden wir es wieder so machen? Direkt nach der Tour hätte es ein dreistimmiges deutliches „NEIN!“ auf diese Frage gegeben. Aber mit etwas Distanz: Doch. Ich kann nur für mich sprechen, aber ich würde es nochmal genau so machen. Mit demselben Fahrrad, mit demselben Gepäck und vor Allem: Mit denselben Mitfahrern.

Achja: Zwei Tage nach der Tour meldete sich die belgische Polizei bei mir. Mein Portemonnaie wurde abgegeben. Vollständig, mit allem was darin war. Wir haben nur gute Entscheidungen getroffen.

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