Ankuft auf der MS Norröna
Nach der anstrengenden aber reibungslosen Anreise waren wir nun endlich an Bord der MS Norröna. Hier erhielten wir zwei Schlüsselkarten für unsere Kabine auf Deck 6. Eine Innenkabine mit zwei Betten (es gab noch zwei weitere Etagenbetten, diese waren jedoch eingeklappt), Badezimmer und Dusche, sowie einem kleinen Fernseher (mit ausreichender Anzahl deutsch- und englischsprachiger Programme sowie der Bugkamera) und einem Kleiderschrank. Alles in allem zumindest für zwei Personen ausreichend geräumig und vor allem sauber. Da die Überfahrt über den Nordatlantik nicht gerade als Spazierfahrt bekannt ist, habe ich mir auf Anraten erfahrener Fährfahrer an der Rezeption eine Packung Reisetabletten (Koffinautin) zum Preis von etwa 5€ für 25 Tabletten gegönnt – für mich waren sie aber ihr Gewicht in Gold wert.
Das Schiff war ausgestattet mit allem, was man sich von einer Fähre wünschen kann. Es gab ein Buffet-Restaurant, dieses hatte jedoch geschlossen – vermutlich wegen der geschätzten Passagierauslastung von maximal 20%. Stattdessen wurde das Buffet in einer Cafeteria angeboten, ebenso wie einige weitere Snacks. Des Weiteren gab es noch ein Gourmet Restaurant, ein Cafè und seit diesem Jahr die „Laterna Magica“, eine Bar, die bei der Modernisierung des Schiffs im letzten Winter auf das Oberdeck gebaut wurde. Auch wenn viele der Ansicht sind, der Glaskasten auf der MS Norröna verschandele ihre Optik, so stellte sich die Bar mit ihren gemütlichen Sesseln und der Panoramaaussicht in alle Richtungen schnell als mein Lieblingsplatz heraus.
Außerdem gab es ein Automatencasino, einen Fitnessraum, einen Swimmingpool, ein Kino mit mehreren Vorstellungen am Tag für alle Geschmäcker sowie ein Außendeck, mit vielen wingeschützten Sitzgelegenheiten und drei Hotpots, die man gegen eine Gebühr an der Rezeption buchen konnte.
Die MS Norröna fährt unter färöischer Flagge, sämtliche Zeiten an Bord sind daher in färöischer Zeit angegeben, also GMT+1. Dies ist eine Stunde früher als unsere mitteleuropäische Sommerzeit und eine Stunde später als die isländische Zeit, was ab und an zu etwas Verwirrung führt.
Der erste halbe Seetag
Etwas früher als der geplanten 16:00 Uhr, nämlich gegen 15:15 Uhr, setzte sich die MS Norröna in Bewegung und ließ den Hafen von Hirtshals hinter sich. Zunächst nach Westen durch das Skagerrak, den Teil der Nordsee zwischen Dänemark und Norwegen. Der erste Teil der Fahrt verlief recht ruhig und wir hatten etwas Zeit, uns auf dem Schiff zurechtzufinden.
Wir wählten das Abendessen vom Buffet, was lecker, aber mit 17,40€ recht teuer war, zumindest für genügsame Esser.
Um etwa 22:00 Uhr konnte man in der Ferne das südliche Norwegen erblicken, und damit war man gefühlt dem Ziel schon ein beträchtliches Stück näher. Dann ließen wir uns aber auch erschöpft in die Betten… äh, Kojen fallen und sanft in den Schlaf schaukeln.
Der zweite Seetag
An Tag Zwei unserer Überfahrt erwachten wir spät wie üblich, aber erstaunlich ausgeschlafen irgendwo in der Nordsee. Irgendwann an diesem Tag sollten wir die Shetland Inseln passieren und damit endlich den Nordatlantik erreichen. Um etwa 16:00 Uhr Bordzeit war es dann so weit, ein dünner Streifen offenbarte sich am Horizont, und mit der Zeit tat sich die Inselgruppe vor uns auf, die zwar noch zu Großbritannien gehört, jedoch keinen Zweifel aufkommen lässt, dass man sich schon ein ganze Stück nach Norden bewegt hat.
Zum Abendessen gab es diesmal einen Burger mit Pommes. Der war mit 14,40€ auch nicht besonders günstig, aber man wurde ebenso satt wie vom Buffet. Ansonsten haben wir viel Zeit mit Lesen, Hörbuch hören (Passagier 23 – kann ich auf einer solchen Schiffsreise sehr empfehlen) und aufs Meer blicken verbracht – es war sehr entschleunigend, aber nicht langweilig.
Der dritte Seetag – Tórshavn
Am nächsten Morgen weckte uns gegen sieben Uhr ein heftiges Ruckeln. Wohl das Anlegemanöver auf den Färöer Inseln. Da wir pandemiebedingt das Schiff nicht verlassen konnten, haben wir uns noch ein, zwei Stündchen Schlaf gegönnt und sind dann zum Frühstück in die Cafeteria umgezogen. Wir konnten bei bewölktem Wetter das rege Treiben im Hafen von Tórshavn, der Hauptstadt der Färöer, beobachten. Gegen 14 Uhr legte die MS Norröna wieder ab, und nun begann der Teil der Überfahrt, auf den ich mich am meisten gefreut habe: die Fahrt durch die Färöer Inseln.
Die MS Norröna verlässt den Hafen nach Norden, um dann gen Westen durch eine Passage mitten durch die Inselgruppe zu fahren. Selbst bei bescheidenem Wetter und zunehmender Bewölkung boten sich wunderschöne Aussichten auf viele der Inseln. Zwar hatte ich mir vorgenommen, das Spektakel vom Bug des Schiffes aus zu beobachten und zu fotografieren, jedoch animierte mich der eiskalte und heftige Wind dazu, es lieber aus der Laterna Magica bei einem heißen Kaffee zu genießen. Auch das war ein Erlebnis. Ein paar „Spaziergänge“ an Deck zum Fotos machen konnte ich mir dennoch nicht verkneifen – es hat mich mehrfach fast von den Füßen geweht.
Als wir die Färöer Inseln hinter uns gelassen hatten machte sich der heftige Wind nicht nur auf dem Außendeck bemerkbar. Das Schiff verfiel von seichtem Schaukeln immer mehr in heftiges Schwanken, welches in ein reges Hopsen überging. Koffinautin machte diese Achterbahnfahrt für mich zu einem spannenden Erlebnis. Als ich abends eine Pizza in der Cafeteria bestellte, war ich jedoch ziemlich alleine. In meine Windjacke eingepackt habe ich noch eine halbe Stunde auf dem Außendeck gesessen und mir das Spektakel angeschaut, bis es auch mich in die Koje zog.
Der vierte Miniseetag – die Ankunft
Am Morgen des vierten Tages ging der Wecker recht früh. Schließlich sollte die MS Norröna bereits um 10:00 Uhr Bordzeit – also 09:00 Uhr Ortstzeit – in Seyðisfjörður anlegen. Das Frühstück habe ich mir weitestgehend geklemmt (während Nana einen großzügigen Berg Rührei, Bacon, Brötchen, Brot und Joghurt vom Buffet vernichtete) und lieber den Ausblick genossen, der sich gegen kurz vor 09:00 Uhr Bordzeit bot: Island! Schneebedeckte, schroffe Klippen von einer Schönheit, die keine der zuvor passierten (Halb)Inseln bieten konnte. Der kalte Wind und der Schneegriesel waren schnell vergessen, die Einfahrt in den Fjord von Seyðisfjörður war einfach ein Erlebnis. Und dieses Gefühl, endlich wieder dort zu sein, das gibt es nirgendwo sonst.
Hallo eine sehr ausführliche interessante Beschreibung. Danke Kannst du mir diese auch bitte mailen. Wir sind 4 Personen 70 bis 85 Jahre alt auch im August September mit unseren SUW und mit der Fähre unterwegs. Bleiben dann 2 volle Wochen ohne Westfjorde und Hochland in Island. Wir hoffen Corona lässt es zu. Schon 2x verschoben! Danke für das Mail